Hundefleisch-Festival in Yulin, Provinz Guanxi in China

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In den letzten Tagen war vermehrt über das Hundefleisch-Festival in der Stadt Yulin in der Provinz Guanxi im Süden Chinas zu lesen. Wirklich erschreckend an diesem Festival ist, wie mit den Hunden umgegangen wird, nicht aber, wie ich finde, dass die Hunde gegessen werden, denn das ist auch in anderen Ländern der Fall und der Verzehr von Hundefleisch ist sogar in der Schweiz gestattet!

Man sollte sich hier nicht über die falschen Dinge aufregen. Dass in anderen Ländern Tiere gegessen werden, die bei uns niemals auf dem Tisch landen würden erscheint uns zwar furchtbar, aber so geht es auch anderen mit unseren Essgewohnheiten. So ist in Deutschland zum Beispiel Putenfleisch recht beliebt, was Chinesen sehr merkwürdig vorkommt, die Puten nur aus Zoos kennen und niemals Pute essen würden. Und auch bei uns gibt es nun wirklich genügend Gründe, sich über die qualvolle Haltung und Schlachtung der Puten aufzuregen.

Wieso gibt es nicht dauerhafte Proteste gegen die qualvolle Zubereitung von Skorpionen auf chinesischen Märkten. Hierbei werden die Skorpione lebend auf Spieße aufgefädelt und dann lebend auf den Grill gelegt. Wieso gibt es keine heftigen Proteste gegen die Zubereitung von Hummern in Europa, die lebend ins kochende Wasser geworfen werden.

Gerade die Tatsache, dass es in China Proteste auch einheimischer Organisationen gegen das Hundefleisch-Festival gibt und dass der Verbrauch von Hundefleisch in China rückläufig ist, gibt doch Anlass zur Hoffnung. Bei uns hat der Hund eine besondere Stellung als Haustier und Freund in der Familie. Es ist aber auch China zu beobachten, dass sich die mit dem Aufkommen einer wohlhabenderen Mittelschicht der Hund als beliebtes Haustier mehr und mehr etabliert und damit seinen Status als potenzielles Schlachttier zu verlieren scheint. Zumindest hege ich diese Hoffnung und auch in Südkorea ist eine Diskussion über den Verzehr von Hundefleisch entbrannt und der Konsum rückläufig, auch wenn ich das hier nicht mit belastbaren Zahlen belegen kann.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden und an dieser Stelle betonen, dass ich kein Befürworter des Verzehrs von Hundefleisch bin, aber wir sollten die Essgewohnheiten in anderen Regionen bei dieser Diskussion mit in Betracht ziehen.

Natürlich bin ich auch entsetzt, wenn ich die Bilder dieser Hundefleischmärkte sehe und kann nicht akzeptieren, dass die chinesische Regierung hier nicht wenigstens ein Mindestmaß an Tierschutz durchzusetzen versucht in dem Sinne, dass auch Schlachttieren unnötige Qualen erspart werden müssen und bei der Haltung auf gewisse Standards geachtet werden muss. Dies gilt aber weltweit und auch bei uns liegt da noch vieles im Argen.

Was mir in Sachen Tierschutz und China viel mehr Sorgen macht, ist die Tatsache, dass in Afrika vermehrt Elefanten und Nashörner gewildert werden, um die ostasiatische illegale Nachfrage nach Elfenbein und Materialien für die traditionelle chinesische Medizin zu befriedigen. Bedroht sind dabei auch sibirische und indische Tiger.

Die Meldungen, die man auch in den letzten Tagen dazu aus Afrika hören konnte sind alarmierend, so hat sich laut WWF in Mosambik der Bestand der Elefanten in den letzten drei Jahren halbiert!

Aber zum Abschluss des heutigen Beitrages noch eine versöhnliche Nachricht über Tiere in China.

Ich habe vor ein paar Tagen eine E-Mail eines Freundes aus Nanjing bekommen, der in einem Katzen-Cafe war. Dort hat man die Gelegenheit mit einer Katze zu kuscheln, während man seinen Tee oder Kaffee trinkt. Man sieht also, dass auch die Chinesen ein großes Bedürfnis nach Nähe zu einem Haustier haben, sich aber wegen der beengten Wohnverhältnisse oft keines leisten können.

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Zum Gedenken an den 35.05.1989

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Tank man

Felix Lee hat am Samstag den, 30.05.2014 einen Artikel in der TAZ über das Massaker vom Platz des himmlischen Friedens vor 25 Jahren veröffentlicht.

Das Thema ist das größte Tabu in China, leichter lässt sich noch über die Tibetfrage über Xinjiang oder über Pressefreiheit diskutieren. Das Thema Massaker vom Tian anmen wurde in China solange mit Repressalien und Verhaftungen unterdrückt, dass die junge Generation nahezu nichts mehr darüber weiß. Felix Lee schreibt, dass sogar die Gräber der Ermordeten versteckt und unbekannt sind. Nichts soll daran erinnern, es soll keinen Ort des Gedenkens oder des stillen Protests geben.

Noch heute wird jede Diskussion über die Ereignisse vom Mai und Juni 1989 verfolgt, sodass die Blogger die riskieren, etwas darüber zu schreiben vom 35. Mai schreiben, damit die Suchfilter der Behörden das Datum 04.06. nicht herauslesen können. Jedem, der sich in China mit den damaligen Ereignissen öffentlich beschäftigt, droht Verhaftung. Ob allerdings die Strategie der Partei und Regierung aufgeht, das Thema solange zu unterdrücken, bis jegliche Erinnerung daran im kollektiven Gedächtnis gelöscht ist und das Massaker damit aus der jüngeren Geschichte Chinas verschwindet darf bezweifelt werden, da der Opfer zu viele waren. Die Angaben über die Zahl der Opfer, die zu Tode gekommen sind, übrigens niemand auf dem Platz des himmlischen Friedens selbst, aber in der Umgebung und später durch Hinrichtungen schwankt sehr stark, auch dies ein Zeichen dafür, dass bis heute nicht der Ansatz einer Aufarbeitung stattgefunden hat. Die Angaben zu den Opferzahlen schwanken zwischen 200 und mehreren Tausend.

Zu hoffen ist, dass die halbe Million chinesischer Studierender, die im Ausland studieren sich über die Ereignisse jenseits der chinesischen Zensur informieren und die Erinnerung an die Opfer aufrechterhalten.

Über Deng Xiaoping, der das Massaker anordnete hat Felix Lee eine Biografie geschrieben, die gerade erschienen ist: „Macht und Moderne: Chinas großer Reformer Deng Xiaoping. Die Biografie“

Zu empfehlen ist natürlich auch Liao Yiwu: „Die Kugel und das Opium“.

Liao Yiwu wurde wegen seines Gedichtes über das Massaker verhaftet und lebt heute in Berlin im Exil.

 

Gabriel in China – Umweltprobleme

Hallo,

nach langer Zeit wieder mal ein Beitrag.

In den letzten tagen wurde vermeldet, dass eine Untersuchung in China ergeben hat, dass weite Teile der landwirtschaftlichen Fläche in China derart verseucht ist, dass sie landwirtschaftlich eigentlich nicht mehr nutzbar ist. Diese Studie wurde lange geheim gehalten und nun auf Druck der Öffentlichkeit bestätigt wurde. Die chinesische Regierung veröffentlicht allerdings keine Details, die enorm wichtig wären. Welche Flächen womit belastet sind bleibt geheim. Das hat verschieden Gründe. Man möchte sicher vermeiden, dass aus bestimmten Regionen des Landes keine Lebensmittel mehr gekauft werden, soweit man den Ursprungsort überhaupt erkennen kann und man möchte vermeiden, dass aus diesen Gebieten unkontrollierte Abwanderungen gibt. Wie man allerdings die Lebensmittelsicherheit gewährleisten will, wenn das Vertrauen in die Lebensmittel komplett zerstört ist, bleibt offen. Das Vertrauen in die Regierung ist ohnehin nicht sehr groß.

Man muss dabei aber immer berücksichtigen, wer die kritische Öffentlichkeit stellt, dass heißt, wer Zugang zu Informationen hat, die nicht von der Regierung oder Partei stammen. Die ländliche Bevölkerung, die besonders von der Problematik versuchter Böden betroffen ist, hat diesen Zugang eher nicht. Viele Umweltschäden sind in China aber offensichtlich für jeden tagtäglich zu sehen. Die smogbelastete Luft in den großen Städten ist nur allzu deutlich bekannt, auch wenn nicht alle wissen, dass die Luft teilweise so schlecht ist, dass von akuten Gesundheitsgefährdungen auszugehen ist. Ich hörte sogar, dass ausländische Unternehmen sogar schon Probleme haben Mitarbeiter im höheren Management dazu zu bewegen eine Zeit nach China zu gehen, da diese nicht wollen, dass ihre Kinder einer solchen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt werden. Die Flüsse sind allesamt stark verschmutzt und tot. Industrieabwässer gehen ungefiltert direkt in die Flüsse und wir wissen aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie lange es dauert, die Gewässer wieder lebenswert zu bekommen (Rhein, Elbe etc.). Bedauerlich ist allerdings, dass in der deutschen Presse darüber allenfalls mal berichtet wird, wenn Smog in beijing die Sicht behindert oder ein paar tote Schweine auf Shanghai zu treiben.

Dass ein Umdenken notwendig ist, hat auch die chinesische Regierung entdeckt, ich bezweifele aber, dass es gelingt in absehbarer Zeit die Schwerindustrie umweltfreundlicher zu gestalten, da der Primat der Wirtschaft in China über das Umweltbewußtsein siegen wird. Auflagen und Gesetze gibt gibt es auch jetzt schon genügend, aber ohne Kontrollen und Strafen bleiben davon nur Willensbekundungen. Das Bewußtsein, dass  Umweltschutz kein Luxus ist, sondern lebensnotwendig ist in China bei weiten Teilen der Bevölkerung nicht vorhanden. Mich hat dort vieles an Deutschland in den frühen 70er jahren erinnert, als Umweltschutz etwas für Hippies und esoterische Spinner war und man die leere Coladose einfach in den nächsten Straßengraben geworfen hat. Die Luft im Ruhrgebiet war gelblich und zum Schneiden dick und es hat ziemlich lange gedauert, bis ein Wandel stattgefunden hat. Hierzu bedurfte es aber einer breiten Diskussion in der Bevölkerung. Demonstrationen für eine bessere Umwelt waren nötig, um erstmal ein Problembewußtsein zu schaffen und letztlich bedurfte es auch der Gründung einer Partei, um die Umwelt vor der Zerstörung durch rein wirtschaftliche Interessen einiger weniger zu schützen. Die damalige erste Rot-Grüne Koalition in Hessen hat sich durch Drohungen der Industrie abzuwandern nicht abschrecken lassen – heute undenkbar! Aber ich schweife ab. In China wird dieser gesellschaftliche Diskurs nur schwer möglich sein, da die Pressefreiheit eher weiter eingeschränkt wird als ermöglicht.

Herr Gabriel hat ja stolz verkündet bei Li Keqiang die Menschenrechte angesprochen zu haben und er hätte die erstaunliche Antwort erhalten, darüber können an ruhig reden. Den Bürgerrechtsanwalt Mo Shaoping durfte Gabriel aber nicht treffen, da dieser durch Polizisten daran gehindert wurde sein Haus zu verlassen. Herr Gabriel, reden dürfen Sie über Menschenrechte schon, aber mit wem und mit welchem Ziel? Menschenrechte sind nicht verhandelbar und werden bei seiner Reise als Handelsvertreter der deutschen  Industrie keine Rolle spielen. Herr Gabriel darf seinen Menschenrechts-Statement abgeben und dann hat er bitte bei Seite zu treten, wenn die Verträge auf den Tisch kommen.

Die Korruptionsbekämpfung in China ist auch so ein Thema, aber dazu vielleicht ein andermal.

Geringeres Wirtschaftswachstum – Geht China den Bach runter, wie die Zeit meint?

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China vermeldet ein Wirtschaftswachstum von nur noch 7,5 %. Herr Joffe schreibt daraufhin in der Zeit vom 18.07.2013 einen Abgesang auf China. Neben der problematischen Weltwirtschaftslage sieht Herr Joffe vor allem im Modernitarismus (wenn man schon Blödsinn schreibt, kann man auch gleich noch eine wunderbare Wortschöpfung einführen) eine Hauptursache für den kommenden Niedergang. Mit Modernitarismus meint er „das „asiatische Modell“ der „autoritären Modernisierung““ und wirft hier gleich mal Brasilien, Russland, Indien, Japan, Taiwan und Südkorea mit in den Topf der autokratisch geführten Staaten, egal ob da nun die eine oder andere Demokratie dabei ist. Japan wäre eh nur eine Pseudodemokratie! Wohlgemerkt schreibe ich hier über einen Artikel in der Zeit.
Für die These, dass der Modernitarismus anfangs für Wachstum sorgt, müssen dann noch Hitler und Stalin herhalten, immer nach dem Motto „Wir wissen ja wohin das geführt hat“. Die wirtschaftlichen Merkmale des Modernitarismus seien, „Unterkonsum, Überinvestition, Unterbewertung der Währung, Export über alles“. Nun übersieht Herr Joffe meines Erachtens, dass das prognostizierte reduzierte Wirtschaftswachstum in China gerade dadurch zustande kommt, weil China unter der neuen Führung von Xi Jinping und Li Keqiang auf mehr Inlandskonsum setzt und weniger auf den unbedingten Export setzen möchte.
Nun ist Herr Joffe als eingefleischter Transatlantiker bekannt, der schon immer der Meinung ist, dass die Europäer sich an den USA orientieren sollen, anstatt sich wirtschaftlich dem asiatischen Raum zuzuwenden. Dass VW wiederum sein Wachstum dem chinesischen Markt zu verdanken hat und keinesfalls dem nordamerikanischen passt natürlich nicht ins Bild. Apropos Automobilindustrie, ist nicht Detroit pleite gegangen und müsste nach Herrn Joffe nicht Dalian pleite sein?? Ich kann Herrn Joffe das Buch „Der erfolgreiche Abstieg Europas“ von Professor Sandschneider empfehlen, in dem Herr Sandschneider gründlich mit den Illusionen der Transatlantiker aufräumt.
Aber wie genau sind eigentlich die Prognosen zum Wirtschaftswachstum? Prinzipiell lässt sich sagen, dass die chinesische Regierung immer so viel Wirtschaftswachstum erreicht, wie sie prognostiziert, weil vieles davon zentral gesteuert ist. Die Zahlen lassen sich auch nur schwer überprüfen. Natürlich können wir messen, wie stark unser Import aus China ist und anhand dieser Werte den chinesischen Export einschätzen. Geht also der Import chinesischer Güter in Europa und den USA zurück, können wir auch davon ausgehen, dass die chinesische Exportwirtschaft nicht zugelegt hat. Der Inlandskonsum ist aber wesentlich schwerer einzuschätzen, da wir hier nicht allein unseren Export nach China zugrunde legen können. Klar ist aber, dass die chinesische Regierung bestrebt ist, die chinesische Wirtschaft unabhängiger vom Export zu machen und hierzu korrespondiert auch der Plan, in den nächsten Jahren 250 Millionen Menschen vom Land in die Metropolen, vor allem in die großen Städte im Osten zu locken.
Xi Jinping scheint die Zügel wieder mehr in Hand nehmen zu wollen und wieder mehr Macht zentral aus Beijing ausüben zu wollen. Die Freiheiten der Provinzen werden dadurch eingeschränkt werden. Die relativ freie Wirtschaft wird er aber nur schwer stärker zentral regulieren können. Das Ziel ist aber die wohl teilweise immense Verschuldung einzelner Städte und Provinzen in den Griff zu bekommen und die Geldwirtschaft, also die Kreditvergabe stärker zu regulieren. Dass dies zu Lasten von Wachstum geht ist unbestritten, aber das muss nicht unbedingt schlecht sein. In China hat sich in den letzten Jahren eine Immobilienblase gebildet, die zusammen mit der Verschuldung einzelner Gemeinden und Provinzen einigen Zündstoff in sich trägt. Wir können davon ausgehen, dass die Immobilienkrise in den USA und die Folgen für die Weltwirtschaft und vor allem für die Wirtschaft Europas in China nicht unbemerkt geblieben ist und China bemüht sein wird ein ähnliches Szenario für China zu vermeiden.
Dass allerdings ein Wirtschaftswachstum unter 7% in China zu sozialen Unruhen führen wird, hält Minxin Pei für ein Ammenmärchen („How Much Slowdown Can Beijing Tolerate?“ Thediplomat.com):
http://thediplomat.com/2013/07/22/how-much-slowdown-can-beijing-tolerate/
Herr Joffe führt die Immobilienblase in China darauf zurück, dass wegen fehlender Kapitalmärkte Immobilien die einzige Geldanlage in China wären. Ich finde das einigermaßen drollig. Wo bitte fließen den die Ersparnisse in Deutschland zur Zeit hin, wenn nicht in Immobilien oder riskantere Aktienanlagen. Herr Joffe übersieht dabei, dass es auch in China die Möglichkeit gibt, sein Geld an der Börse anzulegen, da sich aber in der jüngeren Vergangenheit viele an der Börse verzockt hatten, ist diese Anlageform wie auch in Deutschland in der Gunst der Bürger gefallen.
China hat in der Zukunft mit großen Herausforderungen zu kämpfen und es wird sich zeigen, ob die neue Führung unter Xi Jinping und Li Keqiang die richtigen Antworten finden:
– Die Umweltverschmutzung wird ein immer größeres Problem und Felix Lee vermeldet aus China, dass immer mehr Europäer deshalb China den Rücken kehren, was nicht ohne Auswirkungen auf die Wirtschaft bleiben wird, aber auch für immer mehr Chinesen wird das ein zunehmend wichtiges Thema:
http://blog.zeit.de/china/2013/08/02/europaer-fluchten-vor-schlechter-luft-in-china/
– Der Inlandskonsum wird nur zulegen können, wenn die Löhne steigen und die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Menschen in die Städte umzusiedeln wird nicht ausreichen, wenn diese dort keine adäquaten Lebensbedingungen vorfinden.
– Die Landwirtschaft leidet unter massiver Landflucht und dem Landverbrauch der Industrie mit der einhergehenden Umweltverschmutzung. Auch hier wird zu beobachten sein, wie die chinesische Regierung darauf reagiert. Die Tendenz zu landgrabbing in Afrika sollte von uns mit großer Sorge verfolgt werden.
– Die massive Korruption der Prinzengeneration versucht Xi Jinping bekämpfen zu wollen, aber wie ernst ist es ihm damit.
– Eine Frage wird auch sein, wie sehr und wie lange die Bevölkerung die massiven Menschrechtsverletzungen hinnehmen wird und in wie weit die ethnischen Minderheiten am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben werden.
– Die zunehmend ungleiche Verteilung von Wohlstand und die der ungleiche Zugang zu Bildung und damit zu zukünftigem Wohlstand birgt auch erheblichen Zündstoff.

Arbeitsbörse für Tagelöhner (Chengdu):

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Kinder von Wanderarbeitern machen Hausaufgaben auf der Straße (Chengdu):

 

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Die Chinesische Hochschulaufnahmeprüfung

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Heute habe ich einen Gastbeitrag zum Thema Gaokao. Die kleineren Fehler bitte ich zu verzeihen, ich wünschte ich könnte nur halb so gut Chinesisch wie Yin Deutsch:

Hallo

nun möchte ich etwas zum Gaokao-System von der Jiangsu-Provinz schreiben, denn dieses betrachte ich als das eigenartigste System in China.

Du weißt ja, dass das Gaokao normalerweise aus fünf Prüfungen besteht, in dem die Kenntnisse der Schüler über Sprache und Literatur, Mathe, Fremdsprache und zwei anderen Fächern, die man im zweiten Jahrgang in der Obermittelschule "GaoZhong" selbst ausgewählt hat, z. B. Chemie und Physik, getestet werden. Die Noten am Ende sind die Ergebnisse aus den fünf Prüfungen, die jeweils 150 Punkte betragen, also 750 insgesamt. Für ein "211-Uni" braucht man ungefähr 570 Punkte, für ein "985-Uni" jedenfalls über 600 Punkte. Eine Variation dafür ist, dass die Schüler in manchen Provinzen im zweiten Jahrgang drei Fächer auswählen sollen, dann machen sie in Gaokao eine sogenannte "Da Zonghe", also eine ganz zusammenfassende Klausur von den drei ausgewählten Fächern, sie beträgt 300 Punkte und zusammen mit Sprach und Literatur, Mathe und Fremdsprache (je 150 Punkte) sind die Noten auch 750 Punkte insgesamt.

2001 betonte das chinesische Bildungsministerium, dass man Maßnahmen treffen sollten, damit die Belastung der Mitschüler wegen starker Konkurrenz und Stress durch lernen vermindert werden konnte. Seit dann haben die Bildungsämter jeder Provinz neue Bildungssysteme eingeführt, wie z. B. keine Schule darf am Wochenende zusätzliche Nachhilfeunterrichte geben. Aber eigentlich ist das nur ein Trugbild, ein Show für das "Zentrale". Die Klasse ist dann nur aus den Schulen umgezogen. Denn private Schulen, die Nachhilfekurse bieten, sind nicht verboten. Das heißt auf Chinesisch "Shang you zheng ce, xia you duo ce", wörtlich der Obere gibt Politik, der Untere hat Gegenmaßnahmen. Man könnte fragen, warum sie so was getan haben, denn in der Wirklichkeit gibt es auch Konkurrenz zwischen Provinzen, d. h. die Rate der Hochschulaufnahmen jeder Provinz wird auch jährlich miteinander vergleicht. Welche Provinz mehre Schüler mit guten Noten in Gaokao hat, wird belohnt und bekommt auch mehr Fonds für das nächste Jahr.

2008 hat das Bildungsamt von Jiangsu ein neues Spiel eingesetzt, und zwar die Schüler brauchen in Gaokao nur drei Klausuren zu schreiben, also für Sprache und Literatur, Mathe und Fremdsprache. Das war damals eine echte Sensation. Die Beamter waren stolz darauf, denn in der Geschichte hat noch niemand den Mut, so ein "einfaches" System hervorzubringen, und die Schüler sollten auch davon profitieren, denn sie hätten jetzt keinen Stress, würden jeden Tag auch keine Überstunden zu Hause haben, das war einfach so toll.

Aber für jede Profit muss man auch Preis bezahlen. Einerseits macht man weniger Prüfungen in Gaokao, andererseits muss man vorher doch noch ein paar Stufen-Prüfungen ("Huikao", "Hui" heißt auf Chinesisch Sitzung) schreiben. Das heißt, die ausgewählten Fächer im zweiten Jahrgang werden vor dem Gaokao getestet und dann bekommt man eine Stufe wie A, B oder C. Das Problem ist nun, wenn man in irgendeinem Fach ein B bekommt, dann kann man den "211-Unis" schon Tschüss sagen, die "985-Unis" nicht zu erwähnen. Manchmal sieht man, dass jemand in Gaokao eine sehr gute Note bekommt, aber trotzdem ist er wegen ein B in Biologie für Tongji nicht qualifiziert. Er muss entweder an eine schlechte private Uni gehen, oder noch ein Jahr in der Schule wiederholen, um noch mal eine Chance zu haben, das Gaokao zu machen.

Eine Freundin von mir hat sich 2011 an das Gaokao in Jiangsu teilgenommen. Sie hat eine ganz hohe Note bekommen, aber für Chemie hatte sie leider nur ein B. So hatte sie keine Chance für ihre Traum-Uni. Noch schlimm war es, dass sie vorher so geplant hatte, im zweiten Studienjahrgang in Deutschland Architektur zu studieren. Aber die Voraussetzung außer Deutschkenntnisse dafür ist ausgerechnet es, dass man aus einem chinesischen 211-Uni kommt. Es ist auch nicht kaum zu sehen, dass die Schüler mit zwei A in Gaokao scheitern, obwohl sie mit Mühe und Not zwei A erhalten haben; oder dass die anderen mit einem B gar keine Chance haben, an gute Unis zu gehen, obwohl sie ganz tolle Noten in Gaokao haben. Sehr ironisch, nicht wahr?

Ich möchte nur fragen, ist der Unterschied zwischen einem A mit 90 Punkten und einem B mit 89,5 so deutlich und wichtig, dass zwei Schüler mit gleichen Noten völlig unterschiedliches Schicksale haben? So ein System gibt den Schülern nur mehr Druck, denn früher wenn man schlecht in Chemie machte, konnte man die verlorenen Noten noch in Mathe zurückholen. Aber jetzt wenn man Fehler in der Stufen-Prüfung macht, dann ist er schon erschossen, von dem Gaokao, vom Bildungsministerium, von guten Unis, und auch von sich selbst, denn man verliert Lust und Selbstbewusstsein, noch weiter zu kämpfen. Ja, das Gaokao ist in China wirklich ein Kampf, man hat 12 Jahre Schulzeit verbraucht nur für so ein blödes entscheidendes Ding. Außerdem ist das Gaokao oft auch nicht nur der Kampf vom Mitschüler, sondern auch das Gaokao der ganzen Familie. Keine guten Noten bedeuten keine gute Uni, und dann keine gute Arbeit, kein Geld, niedrige Stellung in der Gesellschaft, kein Wohlgefühl im Leben, ein total misserfolgreiches Leben… so meinen viele von uns. Jedes Mal wenn ich zurück in meine Schulzeit schauete, hatte ich nur Angst, das war keine schöne Erinnerung. Ich habe Glück gehabt, denn so ein abnormales Gaokao-System wurde damals noch nicht durchgeführt. Ich freue mich auf der anderen Seite aber auch darüber, dass ich damals so ein blöder Junge war und außer lernen wusste ich eigentlich gar nichts Anderes. Wenn ich damals so viel an das Bildungssystem dächte oder ein bisschen rebellisch wäre, hätte ich auch keine guten Noten bekommen können.

Hier zwei Bilder im Anhang.

Bild 1: Nachhilfe-Materialien für Gaokao. Bild 2: Warteschlange der Eltern vor den Prüfungssälen.

Viele Grüßen aus dem heißen Nanjing

Yin

Gaokao und Hochschulranking

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Ich möchte an dieser Stelle gleich mal vorwegschicken, dass cih in diesem Blog natürlich immer nur meine Meinung wiedergebe und sicher auch Fehler mache, eventuell auch Dinge schreibe, die gar nicht so sind, wie von mir beschrieben. So ist das halt. Ich bemühe mich aber, keinen Unsinn zu schreiben.
So, nun aber zum Thema:
Anfang des Monats war wieder die große Prüfung zur Hochschulzugangsberechtigung in China (Gaokao), die ja gerne mit unserem Abitur verglichen wird, auch wenn es da erhebliche Unterschiede gibt. Zunächst einmal kann man bei uns das Abitur nicht ein Jahr später nochmal machen, wenn man mit seiner Note nicht zufrieden war und vor allem haben wir bei uns kein bundesweites Zentralabitur, ob man das nun gut findet oder nicht. Dieses Jahr haben am Gaokao etwas über 9 Millionen junge hoffnungsvolle Chinesen teilgenommen.
In China entscheidet der Gaokao über Wohl und Wehe, denn hier entscheidet sich, an welche Universität man gehen kann und das ist in China ebenfalls viel entscheidender als bei uns. Hier sucht man sich ein Fach aus und schaut, an welcher Universität man das gut studieren kann oder man entscheidet sich für eine Stadt, egal ob die dortige Uni gut im Lieblingsfach ist oder nicht. Auch die hochgepriesene und vor allem hochdotierte Initiative, aus der die deutschen Elieunis hervorgegangen sind hat wenig Aussagekraft, ob das gewünschte Studium dort auch besser ist als andernorts. Ob die Althistoriker der LMU wirklich davon profitieren, dass die Uni zu den Eliteunis gehört, wage ich zu bezweifeln.
Dagegen ist das Ranking der chinesischen Unis für die Studierenden enorm wichtig, da später gut dotierte Stellen in Wirtschaft, Verwaltung und Politik nur an die Absolventen der Topuniversitäten vergeben werden.

In den 90er Jahren gab es vor allem zwei Initiativen der chinesischen Regierung, die enormen Einfluss auf die Qualität der Hochschulen hatten und das Ranking beinflussen. Zum einen das Projekt 211, zu dem knapp über 100 Hochschulen von ingesamt knapp über 1700 gehören und dann das Projekt 985, in dem 39 Hochschulen gefördert werden. Mit diesen Projekten sind natürlich auch erhebliche finanzielle Mittel verbunden.

Die Nanjing University, von der schon einige unserer Trainees im China-Traineeprogramm kamen gehört dazu und belegt im Ranking der chinesischen Universitäten Platz 6, die Tongji in Shanghai Platz 23, aber das nur am Rande. Rankings laden natürlich auch immer dazu ein durch Mogeleien den Platz zu verbessern, so war der Leiter des staatlichen Ranking-Programms, Herr Wu Shulian, 2009 in einen Skandal verwickelt, bei dem es um Bestechung durch Universitäten ging, die damit Ihren Rang in der Liste verbessern wollten, was zum teil auch wohl gelungen ist.

Da der Gaokao und somit der Zugang zur Universität von so entscheidender Bedeutung  für den weiteren Lebensweg ist, gibt es auch vermehrt teure Privatschulen, die Kinder reicher Eltern auf den richtigen Karriereweg bringen sollen. Die Schule ist überhaupt schon wichtig für den späteren Lebensweg und um auf die richtige Schule zu kommen, ist es wichtig, den richtigen Kindergarten besucht zu haben und um einem Platz in diesem zu bekommen…..

Der Stress für die chinesische, zum größten Teil geschwisterlose Jugend beginnt also schon sehr früh und hat mit dem Gaokao den ultimativen Höhepunkt erreicht. In China besteht Schulpflicht und der Besuch der Schule ist bis einschließlich Sekundarstufe 1, also bis zum Ende des 10. Schuljahres kostenlos, dannach werden pro Jahr umgerechnet ca. 300 € fällig. Hier entsteht natürlich eine soziale Ungerechtigkeit, auch wenn ärmere Familien mithilfe der Verwandtschaft alles daran setzen, den Hochschulzugang für den Nachwuchs zu ermöglichen, wodurch deser wiederum in hohem Erfolgsdruck steht. Häufig zerbrechen die Träume des sozialen Aufstiegs aber, wenn der Studierende aus der Provinz trotz recht gutem Gaokao an einer Provinzuni landet und sich später als Absolvent in das Heer der arbeitslosen Akademiker einreihen muss.

Das Problem der hohen Akademikerarbeitslosigkeit gibt es also nicht nur in einigen Ländern der EU, sondern auch in China und welcher sozialer Sprengstoff diesem Problem anhaftet, sehen wir in Griechenland uns Spanien und dessen ist sich auch die chinesische Regierung bewusst, zumal einige der letzten Arbeitskämpfe in China in nicht unerheblichem Maße von diesen arebitslosen Akademikern getragen wurden. Dazu ein andermal mehr.

Die soziale Ungerechtigkeit ist allerdings bei uns in Deutschland viel größer, wie die 20. Sozialerhebung der deutschen Studentenwerke zeigt. Die Ergebnisse sind dieser Tage vorgestellt worden. 77% der Kinder aus Akademikerfamilein nehmen laut Erhebung ein Studium auf aber nur 23% der Kinder aus Arbeiterfamilien. Die Studie gibt es unter:

http://www.studentenwerke.de/pdf/20-SE-Bericht.pdf

 

China-Traineeprogramm

Liebe Freunde meines Blogs,
der heutige Beitrag wird sich mit dem China-Traineeprogramm befassen und ich bitte alle, die damit nichts zu tun haben um ein wenig Nachsicht und alle die das Programm schon kennen um Vergebung, wenn ich zuviel Bekanntes beschreibe.
Die Ziele des China-Traineeprogramms kann man am besten auf der Seite des Programms selbst nachlesen. Ich möchte heute von meiner ersten Begegnung mit „meiner“ Trainee Lin berichten und der ersten Kontaktaufnahme. Ich war damals noch etwas unbedarft und im Nachhinein gibt es schon ein paar Sachen, die heute vielleicht anders machen würde, aber warum eigentlich? Wir sind super miteinander ausgekommen und stehen heute noch in regem Kontakt.
Als ich im Juni 2011 meine erste Mail an Lin geschickt habe, hatte ich mich auch erkundigt, wie denn das Treffen der Trainees und Alumni in Wuhan gewesen ist und damit hatte ich Lin gleich in Verlegenheit gebracht, denn sie war zu dem zeitpunkt schon in Deutschland und fürchtete nun, ich könnte ihr das übelnehmen, dass sie nicht am Vorbereitungstreffen teilgenommen hat. Sie gestand mir also, dass sie schon in Heidelberg wäre, aber in Kontakt mit den Alumni in Wuhan sei. Da ich nun vorhatte einen Freund in Frankfurt zu treffen, war ich natürlich begeistert von der Idee, einen Abstecher nach Heidelberg zu machen und mich schon mal mit Lin zu treffen. Ob Lin von der Idee auch so begeistert war, weiß ich bis heute nicht, aber wir haben uns später doch das eine oder andere mal über unser erstes Treffen amüsiert.
Wir verabredeten also ein Treffen in Heidelberg, ich habe mitgeteilt, wann ich mit dem Zug eintreffen werden und Lin hatte gesagt, sie würde mich dann abholen.

Mein alter Freund in Frankfurt meinte zu mir noch, wie ich sie denn erkennen wolle, Chinesen sähen doch fast alle gleich aus und ich wüsste doch gar nicht wie sie aussehe. Unterwegs habe ich mir dann gedacht, dass dieses Problem sich sicher dadurch löst, dass an dem Gleis sicher nicht unzählige Chinesinnen warten werden. Am Gleis war aber niemand! hatte sich Lin verspätet? Hatte ich das korrekte Gleis genannt? Hatten wir uns in der Halle verabredet? Also auf Richtung Halle…

Oben stand dann eine ziemlich traditionell gekleidete Chinesin und die Treppe rauf kam ein ziemlich salopp gekleideter Deutscher. Da sonst kaum jemand in der Nähe war, war uns gleich klar, dass sich Mentor und Trainee gefunden hatten. Nun hatte ich eigentlich eine junge moderne Studentin erwartet und Lin hatte einen korrekt gekleideten zukünftigen Chef erwartet. Für Lin war das Treffen also viel offizieller und der Stellenwert viel höher als für mich und ich wollte natürlich eher auf der Ebene eines Freundes erscheinen als auf der eines Mentors oder eines Chefs. Wir wußten zunächst also nicht, wie wir jetzt miteinander umgehen sollten.

Ich habe daraus gelernt, dass die Rolle des Chefs in China eine andere ist als bei uns, wo es häufig ein primus inter pares ist. Man sollte aber auch den Trainee nicht überfordern indem man gleich alle gewohnten Rollenbilder über den Haufen wirft, heute würde ich mich vielleicht etwas besser kleiden, um den Erwartungen an ein solches erstes Treffen gerechter zu werden.

Wir sind also erst einmal ein bisschen durch Heidelberg gelaufen und haben versucht eine Unterhaltung zu Wege zu bringen, immer natürlich vorsichtig darauf bedacht, keine Fehler zu machen, man hört so viel, was man alles falsch machen kann. Meine Erfahrungen mit Unterhaltungen mit Chinesen war freundlich ausgedrückt begrenzt und Lin hatte nun auch nicht wirklich viel Konversation mit Deutschen in Deutschland und dann natürlich das unbekannte Trainee-Mentoren-Verhältnis. Kurz gesagt, war die Unterhaltung eine ziemlich steife angestrengte Angelegenheit.

Gehen wir lieber Essen. Italienisch? Ja. Oder lieber chinesisch? Ja. Oder vielleicht doch eher Deutsch? Ja. Aha!

Das deutsche Lokal, das wir dann ansteuerten war sehr nett, aber später hat mir Lin gestanden, dass ihr die chinesische Variante eher zugesagt hätte. Immerhin gab es dort Maultaschen und da diese den Jiaozi ähnlicher sind als alles andere, was es dort gab, hatte Lin zumindest etwas gefunden, was für eine Chinesin annehmbar ist. Beim Essen ist dann auch endlich eine normale Unterhaltung entstanden. Essen und Reden passt eben gut zusammen.

Alle, die Lin kennenlernen durften wissen natürlich, dass Lin mit Fragen nicht hinterm Berg halten kann, aber nach der ersten steifen Begegnung habe ich mich dann doch etwas gewundert. Ziemlich zu Anfang hat Lin mich gelobt, dass ich sie nicht gleich zur Menschenrechtsfrage in Tibet befragt hätte und zur menschenrechtslage in China im Allgemeinen und zu Freiheit und Pressefreiheit. Hoppla, dachte ich da, hätte ich das tun sollen? War es am Ende vielleicht unhöflich, nicht gleich dannach zu fragen? Ich sprach ihr daruf erstmal meinen Dank aus, nicht gleich das Thema Nationalsozialismus, Neonazis und Ausländerfeindlichkeit angesprochen zu haben. Die Stimmung wurde langsam gelöster und nachdem die Themen erstmal geklärt waren, konnten wir uns normal unterhalten.

Aber das Bild, das sich Deutsche von China machen hat Lin während ihrer ganzen Zeit in Deutschland sehr beschäftigt.

Im Jahr darauf kam Yin zu uns und durch Lin waren wir beide schon viel besser aufeinander vorbereitet. Lin hatte uns beide instruiert, bevor wir uns begegnet sind.

Lieber alter Freund in Frankfurt (ehemals, nun im Norden), Chinesen sehen nicht alle gleich aus, haben ganz unterschiedliche Essgewohnheiten und sehen die Welt auf die unterschiedlichste Art und Weise in Milliarden Facetten.

Bild97 Lin und Yin

Chinesen sind ganz normale Menschen und man sollte sich vor lauter interkultureller Vorbildung nicht so blockieren, dass man nicht mehr miteinander umgehen kann. Fehler macht man sowieso, wichtig ist nur, dass man sich dessen bewusst wird. Und später kann man gemeinsam drüber lachen!

 

Rettet die Kragenbären mit Weibo

Dieser Tage ist in der TAZ ein in vieler Hinsicht bemerkenswerter Artikel von Felix Lee über die qualvolle Entnahme von Gallenflüssigkeit bei Kragenbären in China erschienen (TAZ vom 29.05.2013).
Bemerkenswert ist zum einen, dass man ohne die TAZ davon nichts erfahren würde und zum anderen, dass sich gegen die Praxis dieser Tierquälerei zu angeblich medizinischen Zwecken in China Protest regt. Bei diesem Protest spielen vor allem soziale Netzwerke eine führende Rolle und diese könnten über kurz oder lang zu einem Problem für die chinesische Führung werden.
Aber zunächst kurz, um was es eigentlich geht.
Die Firma Guizhentang Pharmaceutical stellt Pillen aus der Gallenflüssigkeit von Kragenbären her, die „angeblich Fieber senken, Augenkrankheiten heilen und gegen die Folgen von exessivem Alkoholgenuss wirken“ (Felix Lee). Nun ist allgemein bekannt, dass im Namen der traditionellen chinesischen Medizin im großen Umfang gröbste Tierquälerei stattfindet. Die Bären werden auch noch auf „Farmen“ in engen Käfigen gehalten und dort über Jahre fortdauernd gequält. Guizhentang Pharmaceutical wollte nun den Bestand der Bären von 500 auf 1000 aufstocken, was nun der Anlass zum Protest war, da das ganze wohl durch eine Börsennachricht (!) bekannt geworden ist.
Hier stellen sich mir nun Fragen, die der Artikel von Felix Lee nicht beantwortet, wahrscheinlich auch nicht beantworten kann.
Wie ist es möglich, dass eine Pharmafirma Pillen auf den Markt bringen kann, deren Wirkung nicht nachgewiesen werden kann? Zugegeben ist das ein Problem, das es nicht nur in China gibt, auch hier zu Lande gibt es solche Produkte. Dass aber diese Pillen nur durch fortgesetzte Tierquälerei entstehen können und das nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern in der laufenden Produktion ist ein unglaublicher Skandal.
Wieso tut sich die chinesische Regierung so schwer damit, Gestze zu erlassen, die diese Praxis verhindern könnten. Mir scheint das Erlassen von Gestzen in kaum einem anderen Land leichter zu sein. Es liegt wahrscheinlich daran, dass wirtschaftlicher Erfolg auch einzelner Firmen höher geschätzt wird als ein Mindestmass an Tierschutz. Felix Lee erwähnt natürlich völlig zu Recht, dass Tierschutz in China keinen hohen Stellenwert hat. Hier ein Beispielfoto von angebundenen Affen, mit denen sich Touristen fotografieren lassen können, aufgenommen zwischen Guilin und Yangshuo:
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Diese Art der Tierquälerei findet man in China häufig, ist aber im Vergleich mit der Situation der Kragenbären harmlos.

Aber zurück zum Protest gegen die Tierquälerei durch Guizhentang Pharmaceutical. Der Protest findet in verschiedenen Formen statt. Zum einen wird offen vor „Apotheken“ demonstriert, was immer dann toleriert zu werden scheint, wenn es nicht viel Aufmerksamkeit erregt und das Staatssystem nicht in Frage gestellt wird, zum anderen findet der Protest durch Unterschriftenlisten statt und vor allem auf Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter mit ca. 500 Millionen Nutzern!
Dass solcher Protest in China mithilfe von Blogs und sozialen Netzwerken erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der Absetzung des ranghohen Politikers Liu Tienan im Mai 2013. Diesen Fall von Korruption hatte der Journalist Luo Changping nicht in seinem Wirtschaftsjournal veröffentlicht, sondern in seinem Blog. Wahrscheinlich im sein Journal durch Nichtbeteiligung zu schützen.

Diese Art von Protesten in Blogs und sozialen Netzwerken gibt Anlass zur Hoffnung und kann auch erfolgreich sein. ich hoffe, dass auch die Kragenbären davon profitieren können.

Studentenwohnhäuser an chinesischen Universitäten

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Hallo zusammen,

ich wundere mich jedesmal, wenn ich an eine Universität in China komme, dass die Universitäten zum Teil sehr gut ausgestattet und zum Teil sogar wohlhabend sind, die Unterkünfte der Studierenden, aber vergleichweise ärmlich, um nicht zu sagen erbärmlich sind.
Natürlich braucht man nicht unbedingt eine Küche, wenn man kaum kochen kann, weil man das zu Hause nicht musste und nicht gelrnt hat, man kaum Zeit hat und die Mensen und Cafeterien bis abends geöffnet sind. Aber vielleicht möchte man doch mal mit ein paar Freunden zusammen etwas kochen.
Es gibt Zimmer für sechs Studierende oder vier, erst Doktoranden kommen in den Genuss von Doppelzimmern. Es gibt keine Duschen in den Häusern, so dass man Pilgerströme zu den „Badehäusern“ über den Campus ziehen sieht und die Toiletten sind selbst für chinesische Verhältnisse grenzwertig.
Neuerdings gibt es aber immerhin Internetzugang in den Zimmern, wenn auch nicht rund um die Uhr, denn es gibt auch nicht unbegrenzt Strom, wie es auch in den Häusern, in denen man sein warmes Wasser holen kann, nicht rund um die Uhr warmes Wasser gibt.

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Diese Bild ist vom letzten Jahr an der Nanjing University aufgenommen und zeigt die Thermoskannen der Studierenden vor dem „Wasserhaus“ (ich nenn das jetzt mal so, weil es dort das warme Wasser gibt). Die Kannen werden dort abgestellt und nach der Vorlesung oder dem Besuch der Mensa geht man auf dem Rückweg zum Wohnhaus wieder dort vorbei und nimmt sich warmes Wasser mit.

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Das ist übrigens das Wasserhaus von innen.
Und wenn man sich nicht vorstellen kann, wie man mit Sack und Pack in einem beengten Sechserzimmer wohnen kann:

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Auch diese Bilder habe ich schon letztes Jahr in Nanjing aufgenommen.

Ich frage mich nur, wieso es keine Beschwerden der Studierenden gibt? Oder gibt es die?
Die ausländischen Studierenden sind natürlich wesentlich komfortabler utergebracht, zahlen aber auch wesentlich mehr. Und hier kommt nun auch der wahrscheinlichste Grund, wieso es keine oder nur wenige Beschwerden über die Wohnqualität gibt. Die Miete für das Zimmer in Nanjing betrug betrug pro Semester umgerechnet 70,00 € an anderen Universitäten geht das auch mal bis fast 300,00€. Aber der Preis ist für ein halbes Jahr und nicht etwa für einen Monat. In Deutschland muss ein Studierender in einem Wohnheim mit Durchnittlich 200,00 € bis 280,00 € rechnen, je nach Standort und es geht hoch bis fast 500,00€ für die gant tollen Zimmer und das pro Monat und nicht pro Halbjahr.

Mittlerweile sind die Studierenden in China auch nicht mehr verpflichtet auf dem Campus zu wohnen, sondern können auch zu Hause wohnen oder sich selbst etwas suchen, wenn sie über die finanziellen Möglichkeiten verfügen.

Über das Thema Studium und Campus in China, werde ich aber noch gelegentlich eine kleien Meinungsäusserung tätigen.

Ich bin wieder zurück, der Blog geht weiter

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Hallo,

ich bin aus China wieder zurück. Meinen Blog von China aus aktuell zu halten hatte sich doch als schwieriger herausgestellt als ich vorher gedacht hatte. WordPress ist in China gesperrt, also auch mein Blog und ich hatte letztendlich nur die Möglichkeit meinen Blog durch E-Mails zu aktualisieren, die aber nicht direkt an wordpress gehen konnten (Zensur), sondern über Umwege. Mit Bildern ist das also kein Vergnügen, wenn man erst mal mit irgendeinem WLAN Bilder hochlädt, um sie an eine E-Mail zu hängen und diese dann auch versenden muss etc. etc.
Ich werde aber viele Bilder nachreichen und gelegentlich kommentieren.
Den Blog werde ich weiterführen und durch interessante Links erweitern. Vielleicht kann ich durch diesen Blog ja eine Stimme zum Bild beitragen, das wir uns von China machen. Ich bin natürlich weiterhin im regen Austausch mit meinen chinesischen Freunden und beobachte die aktuellen Geschehnisse in China.
Ich werde auch von Zeit zu Zeit das eine oder andere Buch zum Thema empfehlen und das hoffentlich auch etwas geordnet darstellen können.
Meine seite hat sich ja schon etwas verändert und je mehr Erfahrung ich im Bloggen sammeln werde, umso besser wird das ganze werden.

Hier waren wir in einem Teehaus in Chengdu und haben dort Professor Yan getroffen, dem ich nun viele nützliche Informationen rund um die Teehauskultur in Chengdu verdanke.
Bild130 Professor Yans Teehaus

Der Tee ist vom Emei-Shan und darf mit Fug und recht als ein echtes Spitzenprodukt bezeichnet werden. Ein solch guten Tee wird man in Deutschland nirgends zu kaufen finden.
Bild129 Tee vom Emei Shan